Filmen

Fotos – meine Eltern hatten viele davon, eine große Kiste voll. Oft wühlte ich begeistert darin herum. Fotos faszinierten mich schon als Kind. Ich wollte immer wissen, welche Ereignisse und welche Orte darauf abgebildet waren, wer die darauf zu sehenden Menschen waren und was sie gerade im Moment der Aufnahme taten und warum.

Zeiss Ikon TelmaAber noch mehr als all das interessierte ich mich schon als Kind dafür, wie man fotografiert und wie ein Foto entsteht. Der Fotoapparat meiner Mutter, eine Zeiss Ikon Telma, war für mich ein Objekt der Begierde und mit zunehmendem Alter immer häufiger in meiner Hand. Ich durfte immer öfter damit fotografieren, aber für einen eigenen Fotoapparat war nie das nötige Geld da. Das theoretische Wissen holte ich mir aus Büchern über das Fotografieren, ausgeliehene oder ältere Bücher, aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, aus dem Antiquariat.

Selbst Fotos zu "schießen" war die eine Sache, Fotos selbst zu entwickeln eine ganz andere. Ein mühevoll zusammengespartes Equipment und ein umfunktioniertes Badezimmer machten aber irgendwann auch dies möglich.

Die Filmleidenschaft entsteht

Neben der Fotografie wurde nach und nach mein Interesse für den Film immer größer. Fernsehen gab es schon, aber nicht bei uns zu Hause. Das Kino war ein oft besuchter Ort und Filme eine willkommene Abwechslung und etwas Wunderbares. Eigentlich wie ein Foto – aber ein bewegtes!

Meopta Admira 8FHinzu kam, dass während der Schulzeit in der Oberstufe einige Schüler meiner Klasse als Akteure in Kinderfilmen der DEFA und des Fernsehens mitwirkten. Das Größte war dann für mich, als ich selbst einmal eine Schmalfilmkamera in die Hand nehmen durfte, eine AK8, welche den Eltern eines Mitschülers gehörte. Aber das machte meinen Wunsch nach einer eigenen Kamera noch ghttp://backsrv/joomla_big_3/images/seiten/filmen/Meopta-Schneid-und-Klebepresse.pngrößer!

Oft ging ich auf meinem Schulweg an einem Optikergeschäft vorbei, in dessen Schaufenster auch neue und gebrauchte Schmalfilmkameras ausgestellt waren. Eine Meopta Admira 8IIa hatte es mir besonders angetan, war aber für mich unerschwinglich. Also beschäftigte ich mich mit der Schmalfilmtechnik zunächst nur theoretisch. Ich besorgte mir Bücher und übte "trocken", also ohne Kamera, kleine Filme zu machen. Ich dachte mir kleine Geschichten aus und tat so, als würde ich sie filmen.

Meopta Admira A8G2Erst als ich in die Lehre ging und Lehrlingsendgeld bekam, konnte ich mir durch Sparsamkeit 1966 eine Schmalfilmkamera, eine tschechische Meopta Admira A8G kaufen, eine Doppel-8-Millimeter Kamera. Später kamen dann noch ein Weitwinkel- und ein Teleobjektiv hinzu.

Und wie war das damals mit dem Filmmaterial? Meist wurde der 8mm Film in der Doppel-8 Konfektion angeboten. In diesem Fall hatte der unbelichtete Film die gleichen Abmessungen wie beidseitig perforiertes 16mm Material (Doppel-8). Die 16mm Filmspulen mussten in völliger Dunkelheit einlegen werden. Das geschah meist unter einer Decke und war, besonders im Sommer, eine schweißtreibende Angelegenheit. Nachdem man das Material zweimalig zur Hälfte belichtet hatte, wurde es nach der Entwicklung in der Mitte durchtrennt. Eine Standardlänge war damals 7,5 m, was bei 16 Bilder/s bei einem einmaligen Kameradurchlauf eine Aufnahmezeit von 2 min. bedeutete. Für den zweiten Durchlauf vertauschte man die beiden Spulen, auch wieder in völliger Dunkelheit, dadurch standen weitere 2 Minuten  Aufnahmezeit zur Verfügung. Danach schickte man den Film in die Entwicklungsanstalt. Im Labor wurde der Film nach dem Entwickeln geteilt. Der fertige Umkehrfilm wurde dann meist zusammengeklebt als 15 m Spule ausgeliefert und so bekam man ihn dann nach einiger Zeit, sprich Wochen später, wieder zurück.

Das nötige Equipment

8 mm Filmprojektor PENTAX P80Aber die Kamera zu Besitzen war nur das Eine. Kam der fertig entwickelte Film zurück, begann erst die eigentliche Arbeit, der Filmschnitt. Dazu war weiteres Equipment erforderlich, was das Ganze zu einem recht kostspieligen Hobby machte.

RUSS ProjektorZum Abspielen der Schmalfilme benötigte man einen Projektor. Ich hatte mir zunächst einen 8 mm Filmprojektor PENTAX P80 gekauft. Später ersetzte ich diesen durch einen „RUSS“ aus sowjetischer Produktion mit Synchronisiereinrichtung für die Synchronisation von Bild und Ton im Zweibandverfahren.

Meopta Meonet 8mm Betrachter

Zum Schneiden und Begutachten der Filme brauchte man noch einen Bildbetrachter, also legte ich mir einen „Meopta meonet 8mm“ zu.

Meopta Schneid- und Klebepresse

Außerdem war eine Schneidepresse zum Schneiden und Kleben der Filme erforderlich, die ich mir ebenfalls von Meopta kaufte. Und nicht zuletzt waren für Tonaufnahmen, mit denen ich später meine Filme vervollständigte, ein Tonaufnahmegerät erforderlich. Dazu nutzte ich einen Kassettenrecorder, den ich mir 1975 zulegte.

Mayak 205 Spulentonbandgeraet

Und mit dem Mayak-205, einem Spulentonbandgerät, machte ich nachträgliche Tonaufzeichnungen zur Vertonung der Filmstreifen.

Viele Filme habe ich mit dieser Technik gemacht, Reportagen über Urlauserlebnisse, Familienfeiern und  Sportgeschehen. Auch an Animationsfilmen habe ich mich versucht und mit dieser Technik meine Ingenieursarbeit ergänzt. Einmal, in der Zeit meiner Lehre, konnte ich gemeinsam mit anderen Lehrlingen und mit Hilfe der Technik meiner Berufsschule, sogar einen Tonfilm in Einbandtechnik, also mit aufgedampfter Magnetspur  machen.

Eine neue Kamera

Viel Jahre war diese Kamera mein treuer Begleiter bis sie, nun in die Jahre gekommen, einer Zenit Quarz 1x8S-2 weichen musste. Diese Kamera wurde nicht mehr mit Filmspulen bestückt sondern mit Kassetten. Was für eine Erleichterung, keine Decke und kein Schwitzen mehr. Eine Dunkle Ecke reichte nun aus, um einen Kassettenwechsel zu machen. Außerdem hatte diese Kamera ein Zoomobjektiv.

 

Geschrieben von Bernd